Intelligente Lösungen hängen weniger von menschlichen Entscheidungen ab

1. Wie entwickelt sich die globale Geflügelverarbeitungsindustrie derzeit?

„In puncto Produktion verzeichnen wir weltweit nach wie vor ein Wachstum. Was jedoch die Zahl der Unternehmen betrifft, so ist eine Konsolidierung zu beobachten: Immer mehr Unternehmen expandieren durch die Übernahme anderer Unternehmen oder durch die Erweiterung ihrer Kapazitäten mit neuen Standorten oder höheren Liniengeschwindigkeiten. Andererseits treten neue große Akteure auf die Bühne, wie Sama Karbala im Irak. Natürlich schreitet die industrielle Automatisierung auch in diesem Teil der Welt voran.

2. Wie reagiert Marel darauf?

„Angesichts der Dynamik bei den Kosten für Masthähnchen ist es für unsere Kunden wichtig, dass die Verarbeitungskosten vorhersehbar und so niedrig wie möglich bleiben und dass in einem Verarbeitungsbetrieb stets die maximale Wertschöpfung erzielt wird. Diese Konzentration auf Kosten und Effizienz geht Hand in Hand mit höheren Kapazitäten, geringerem Arbeitskräfteeinsatz und mehreren Schichten. Der starke Trend, mit der oftmals schon vorhandenen Infrastruktur höhere Leistungen zu erzielen, ereignet sich zu einer Zeit, in der offenbar immer weniger Menschen bereit sind, in dieser Branche zu arbeiten.

In einem Verarbeitungsbetrieb sind bestimmte Fähigkeiten und Erfahrungen der Mitarbeiter nach wie vor unerlässlich, um optimale Leistung und Effizienz zu erzielen. Bei Marel streben wir einen Prozess an, der berechenbarer und weniger von Arbeitskräften abhängig ist. Das ist wie bei einem Automotor: Vor 40 Jahren musste man jede Woche den Ölstand prüfen, heute öffnet nur noch die Werkstatt die Motorhaube des Autos und das auch nur einmal im Jahr. Dasselbe geschieht in der Geflügelbranche: Wir arbeiten daran, menschliche Eingriffe in den Primärprozess zu verringern und alles autonomer und berechenbarer zu machen. Irgendwann könnte man das Licht in der Fabrik ausmachen, und alles würde reibungslos weiterlaufen, genau wie beim Automotor.

Bei der Sekundärverarbeitung konzentrieren wir uns auf die Schaffung maximalen Mehrwerts. Unsere Kunden müssen ihre Produkte auf die Anforderungen ihres Marktes abstimmen. Flexibilität ist hier entscheidend, da die Endprodukte von Tag zu Tag variieren können. Marel begegnet diesem Problem mit intelligenter Automatisierung und Steuerung. Wir unterstützen unsere Kunden bei der effizienten Durchführung komplexer logistischer Abläufe und ermöglichen ihnen so maximale Wertschöpfung bei minimalem Verlust. Das erfordert mehr als nur Datenerfassung, sondern auch digitale Unterstützung mit viel Flexibilität. So helfen wir unseren Kunden, bessere Entscheidungen für das Produktionsmanagement zu treffen – und das mit weniger Stress.“

3. Kann künstliche Intelligenz bei der Geflügelverarbeitung eine Rolle spielen?

„In vielen Fällen erfordert der sekundäre Prozess weiterhin kluge Köpfe, die darüber nachdenken, welche Produkte hergestellt werden müssen und welche 'Produktionsrezepte' notwendig sind, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Das ist eine ziemliche Herausforderung angesichts der hohen Liniengeschwindigkeiten und der großen Bandbreite an unterschiedlichen Produkten, die unsere Kunden täglich herstellen müssen. Unsere neue ProFlow-Software sagt unseren Kunden, wie sie den Prozess für heute oder für die nächste Stunde am besten organisieren können, stets unter Berücksichtigung der eingehenden Rohstoffe und der herzustellenden Produkte. Diese intelligenten Algorithmen helfen unseren Kunden, einfache Entscheidungen in einem komplexen Umfeld zu treffen. Die Software kann sogar selbstständig die optimale Vorgehensweise für den Prozess bestimmen. Auf diese Weise ist ProFlow tatsächlich ein erster Schritt in Richtung KI. Wir statten die Automatisierung mit Intelligenz aus und verringern so den Bedarf an menschlicher Intelligenz. Unsere cleveren Mitarbeiter können sich dann um Prozesse und Aufgaben kümmern, für die es keine automatisierte Intelligenz gibt.“

4. Wie nachhaltig ist die Geflügelverarbeitungsbranche?

„Es geht hier um Lebensmittel, die von Tieren stammen. Wenn Tiere für die Lebensmittelherstellung geschlachtet werden, müssen wir sicherstellen, dass nichts verschwendet wird und wir alles, was das Tier liefert, vollumfänglich nutzen. Diese Schlachtkörperbilanz ist vielleicht einer der wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte in unserer Branche.

Außerdem wollen wir mit unseren Lösungen den Wasser- und Energieverbrauch pro verarbeitetem Tier senken. Unser AeroScalder, der mit befeuchteter Luft anstelle von Wasser arbeitet, spart erhebliche Mengen an Energie und Wasser. Vor zehn Jahren war diese Technologie vielleicht ihrer Zeit voraus, aber jetzt, da Wasser und Energie immer teurer werden, steigt die Nachfrage nach dem AeroScalder.

Um das weiterhin benötigte Wasser effektiv zu reinigen und die Umweltbelastung zu minimieren, bietet Marel mit seiner Wasseraufbereitung die idealen Wasserreinigungssysteme speziell für die fleischverarbeitende Industrie.“

5. Wie tierfreundlich sind die Abläufe?

„Da die Verbraucher immer mehr darauf achten, woher ihr Fleisch kommt, spielt Transparenz in der geflügelverarbeitenden Industrie eine wichtige Rolle. Zudem bietet größere Transparenz oft auch mehr Möglichkeiten, Bereiche zu ermitteln, in denen sich Prozesse verbessern lassen.

Was das Tierwohl angeht, so stellt unser ATLAS-System, mit dem Lebendgeflügel vom Bauernhof zum Verarbeitungsbetrieb transportiert wird, einen bedeutenden Fortschritt dar. Ziel ist es, die Qualität der Tiere, die die Landwirte sorgfältig aufgezogen haben, zu erhalten, und das lässt sich nur durch möglichst schonende Behandlung erreichen. Das ATLAS-System sorgt für optimale Bedingungen für das Geflügel beim Verladen, Transportieren und Entladen, stets mit dem Ziel, Verletzungen, Schmerzen und Stress zu vermeiden.“

6. Was kennzeichnet die Marktführerschaft von Marel?

„Es ist ein wichtiger Gradmesser, dass sich weltweit immer mehr Unternehmen für Marel entscheiden, wenn es um Expansionen und neue Standorte geht. Wir sehen dies als Bestätigung dafür, dass wir mit dem Markt im Einklang sind. Durch den engen, auf Zusammenarbeit gründenden Kontakt mit unseren Kunden können wir weiterhin unsere Vision verwirklichen, nämlich die Art der Geflügelverarbeitung so zu verändern, dass unsere Kunden ihre Geschäftslage kontinuierlich und nachhaltig verbessern können.“